John Howett, Präsident der Toyota Motorsport GmbH: Wir sind angetreten, um Formel-1-Weltmeister zu werden.
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Im Gespräch: John Howett, Präsident Toyota Motorsport GmbH "Wir sind gestartet um F1-Weltmeister zu werden"

Motorsport
Köln - Die Formel 1 Weltmeisterschaft 2005 geht in ihre Endphase. Das "Panasonic Toyota Racing Team" startet am 9. Oktober 2005 beim 18. und damit vorletzten WM-Lauf auf dem Suzuka Circuit. Wird im Heimatland der Toyota Motor Corporation (TMC) der erste Sieg möglich sein? Die Saison 2005 bleibt weiterhin spannend. John Howett, Präsident der Toyota Motorsport GmbH (TMG) mit Firmensitz in Köln-Marsdorf, ist seit 2003 verantwortlich für das Formel 1 Projekt. Seit über 25 Jahren arbeitet der 53-jährige Engländer für Toyota.

Toyota hat 2005 erste Podestplätze belegt. Sind Sie mit der Leistung zufrieden?
Howett: Wir haben das Ziel, das wir uns zu Beginn des Jahres gesetzt haben, erreicht und sogar überschritten. Toyota ist in der Formel 1 gestartet, um zu siegen und um letztlich Weltmeister zu werden. Das heißt, wir können uns so lange nicht zufrieden geben, bis wir dieses Ziel erreicht haben.

Denken Sie, das es möglich ist, die Leistung bei den verbleibenden Rennen in diesem Jahr noch zu steigern?
Howett: Unser Fokus ist jetzt darauf gerichtet, um den dritten Platz in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft zu kämpfen, als auch hart daran zu arbeiten, die kommende Saison 2006 vorzubereiten. Es besteht kein Zweifel daran, dass wir unsere Leistung immer weiter verbessern können.

In der Konstrukteurs-WM 2005 befindet sich Toyota in renommierter Gesellschaft, fühlen Sie sich in diesem Umfeld wohl?
Howett: Natürlich würde ich es vorziehen, wenn ich im Kampf mit Renault und McLaren-Mercedes um den WM-Titel stünde. Man muss aber bedenken, dass dies erst unser viertes Jahr in der Formel 1 ist, und wir kämpfen mit zwei großen Teams, die große und langjährige Erfahrungen aufweisen können. Ja, ich fühle mich in dieser Position sehr wohl.

Worin liegen die Gründe, dass sich die großen Automobilhersteller mit der Formel 1 verbunden fühlen?
Howett: Das liegt daran, dass die Formel 1 den Gipfel des Motorsports darstellt. Der Motorsport ist der Sport unserer Branche und die Formel 1 ist die größte Welt des Motorsports. Abgesehen davon, dass die Formel 1 dem gesamten Unternehmen eine riesige Motivation verschafft, fordert es die Ingenieure und alle Mitarbeiter in höchstem Maße heraus.

Um wie viel kann Toyota durch die Formel 1 seine Marktpräsenz verbessern?
Howett: Das ist wahrscheinlich der Heilige Gral von Vertrieb und Marketing - dass man Verkaufsergebnisse oder Markenimage sofort mit Motorsport oder Sponsoring verbindet. Wir arbeiten in dieser Hinsicht sehr hart und sehen für Toyota eine sehr große und positive Entwicklung. Diese Verbesserung aber einzig und allein auf die Formel 1 zurückzuführen, wäre überheblich und falsch. Es ist aber ein wichtiger Bestandteil der gesamten Strategie, die dafür sorgt, dass sich die Marke Toyota wachsender Beliebtheit erfreut, dass die Sympathie der Kunden zu unseren Marken wächst und damit die Bereitschaft steigt unsere Produkte zu kaufen.

Gibt es eine Verbindung zwischen der Formel 1 und der Entwicklung von Serienmodellen?
Howett: Ganz klar, aber die Verbindung ist nicht offensichtlich. Die Entwicklung von Materialien, Elektronik, Produktion und Design sowie das Knowhow fließen zukünftig in das Serienfahrzeug ein. Effizientere, leichtere, sichere, langlebigere und gefühlsabhängige Produkte werden so schneller in den Markt gebracht. Auf der anderen Seite befruchtet die Serie in gleichem Maß die Formel 1.

Welche Märkte sind für Toyota im Hinblick auf die Formel 1 interessant?
Howett: Toyota ist ein weltweit agierender Hersteller, so dass alle Märkte für uns interessant sind. Ich nehme an, dass es höchst interessant ist, sich das Profil der Formel 1 Fans genauer anzusehen und dabei ihren geographischen Standort vollkommen außer Acht zu lassen. Es liegt auf der Hand, dass diese Menschen sportbegeistert sind. Sie lieben den Motorsport und sie sind leidenschaftlich was Autos und Technologie anbelangt. Damit sind sie für uns ein interessanter Markt sowohl für die Hersteller als auch für viele Formel 1 Sponsoren.

Die Formel 1 beabsichtigt in naher Zukunft immer häufiger in neuen außereuropäischen Ländern zu starten. Sind Sie an diesen Plänen interessiert?
Howett: Die Formel 1 ist weltumfassend. Die moderne Kommunikation macht den Zugang für den Sport in fast allen Ecken der Welt möglich. Dadurch, dass wir uns zu neuen Orten begeben, ist gewährleistet, dass keiner mehr vom Sport ausgeschlossen ist. Es ist klar, dass die Formel 1 härter wird, wenn sie sich in neue Märkte ausdehnt, aber es ist reizvoll für die Sponsoren und den Wettbewerb. Damit ist unsere Antwort: Ja, wir sind an diesen Plänen interessiert.

Eine Ausdehnung der Anzahl von Ländern bedeutet auch eine Zunahme an Rennen. Für 2006 sind insgesamt 20 Formel 1-WM-Läufe angedacht. Ist dies noch realistisch?
Howett: Ich habe es so verstanden, dass 20 mögliche Termine für 2006 angedacht sind, aber momentan ist noch keine Entscheidung darüber gefallen, ob wir mehr als 17 Rennen fahren werden, zu denen sich die Teams vertraglich verpflichtet haben. Es ist möglich in 20 Rennen anzutreten. Dies setzt aber eine vollständige Überarbeitung der Bedingungen für die Renn-Wochenenden und die Testfahrten voraus.