Ralf Schumacher mit John Howett
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Im Gespräch: John Howett, Präsident Toyota Motorsport GmbH

"Die Herausforderung ist für uns der erste GP-Sieg"

Motorsport

Impressionen

Köln. Die Formel 1-Weltmeisterschaft 2007 steht am Start. Das "Panasonic Toyota Racing Team" geht mit den Fahrern Ralf Schumacher und Jarno Trulli in seine sechste Formel 1-Saison. Wird in diesem Jahr der erste Sieg für Toyota möglich sein? Für Spannung ist 2007 jedenfalls gesorgt: Ein Reifenlieferant für alle Teams und die Technik des V8 Motors ist eingefroren worden. John Howett, Präsident der Toyota Motorsport GmbH (TMG) mit Firmensitz in Köln-Marsdorf, ist seit 2003 verantwortlich für das Formel 1 Projekt - seit über 25 Jahren arbeitet der Engländer für Toyota.

Toyota startet 2007 in seine sechste Formel 1-Saison. In der Vergangenheit war das Team nicht von Erfolg verwöhnt worden. Wie sehen die Ziele für 2007 aus?

Howett: Der nächste Schritt für uns ist die Herausforderung, unseren ersten Grand Prix zu gewinnen. Auf praktischer Ebene besteht die Herausforderung darin, dafür zu sorgen, dass unsere Fahrer gewinnen, das bedeutet Motor, Chassis, Reifen - alles muss die maximale Leistung liefern. Dies ist unsere Herausforderung und unser Ziel.

Wird es in Zukunft mit dem Einheitsreifen und der eingefrorenen Technik beim V8-Motor einfacher Formel 1-Rennen zu gewinnen?

Howett: Wir sind zufrieden, dass wir Bridgestone als Reifenhersteller haben. Bereits in der letzten Saison sind wir eine enge Kooperation mit Bridgestone eingegangen. Die neuen Reifen, die wir dieses Jahr verwenden werden, sind recht unterschiedlich zu denen, die wir 2006 verwendet haben, aber wir sind sicher, dass uns die enge Kooperation mit Bridgestone helfen wird. Die Motoren sind die gleiche Herausforderung für alle Formel 1 Teams. Wir sind optimistisch, da wir mit unserem Motor eine gute Grundlage haben.

Wo sehen Sie die Stärken beim neuen Toyota TF107? Ist es beispielsweise ein Vorteil, dass man mit dem Reifenlieferanten Bridgestone schon länger zusammenarbeitet?

Howett: Wir sind vor dem Start der vergangenen Saison zu Bridgestone gewechselt und zu Beginn hatten wir einige Probleme. Während der Wintertests und zum Anfang der Saison war es schwierig, aber in der Mitte des Jahres verbesserten sich die Dinge und zum Ende hin funktionierte es perfekt. Es ging während des Jahres auf und ab, aber 2006 war ein sehr gutes Jahr zum Hinzulernen, dies wird uns dieses Jahr helfen. Wir hoffen, dass der TF 107 viele Stärken in der Leistung und in der Zuverlässigkeit haben wird. Wir werden bis zum Start der Saison warten müssen, um zu sehen, wo wir wirklich stehen, aber wir sind zuversichtlich.

In diesem Jahr ist die Arbeit im Bereich Aerodynamik besonders wichtig. Wird es bei Toyota eine revolutionäre Änderung geben?

Howett: Der TF 107 ist zwar ein komplett anderes Fahrzeug als der TF 106, aber nicht revolutionär. Mit der derzeitigen Regelstruktur der Formel 1 ist es sehr selten, irgendwelche revolutionären Fahrzeuge zu sehen - die Herausforderung besteht darin, Verbesserungen auf vielen kleinen Gebieten vorzunehmen, die wirklich eine Auswirkung auf die Rundenzeiten haben - wir glauben dies geschafft zu haben.

Ist der Druck aus Japan stärker geworden? In welchem Zeitfenster muss ein Sieg her?

Howett: Toyota ist ein Weltkonzern und als solcher nicht in verschiedene Sparten zu teilen. Toyota ist ein Team mit gemeinsamen Zielen und hohen Erwartungen. Im Hinblick auf Toyota Motorsport und das Gewinnen in der Formel 1 übt niemand mehr Druck auf uns aus als wir selbst. Da ist 100-prozentiger Einsatz vom ganzen Team gefordert - ohne Rücksicht auf die geographische Lage. Wie wir bei unserem Saison-Event im Januar bereits sagten, hoffen wir, in dieser Saison den ersten Sieg zu erreichen.

Die Formel 1 startet häufig in Europa, in den USA dagegen nur einmal. Neue Rennstrecken werden in anderen Erdteilen gebaut. Sehen Sie dieser Entwicklung positiv entgegen, ist Toyota für eine größere Expansion? Welche Märkte sind für eine Präsenz der Marke wichtig?

Howett: Toyota ist ein Weltkonzern, daher sind wir natürlich erfreut, wenn die Formel 1 neue Märkte erschließt. Europa ist ein wichtiger Markt für Toyota und einer der entscheidenden Gründe in die Formel 1 einzusteigen, aber andere Absatzmärkte profitieren auch vom Formel 1 Projekt und sie sind ebenso wichtig.

Sehen Sie eine Aufstockung des Formel 1-Kalenders auf insgesamt 20 Rennen als realistisch an?

Howett: In einer Saison wären 20 Rennen ein großer Schritt und sie wären eine große Anstrengung für jeden, der in der Formel 1 arbeitet. Es ist möglich, den Formel 1 Kalender auf 20 Rennen zu erweitern, aber ich denke, die meisten Teams müssten ihre bisherigen Arbeitsabläufe ändern.

Toyota startet 2007 mit den bewährten Fahrern. Trulli hat einen langfristigen Vertrag unterzeichnet, Schumachers Vertrag läuft Ende 2007 aus. Würde frisches Blut dem Team nicht gut tun?

Howett: Wir sind mit unserer Fahreraufstellung für dieses Jahr zufrieden. Beide, Ralf und Jarno sind bewährte Grand Prix Gewinner und sie haben viel geleistet, seit sie zu unserem Team gehören. Sie sind erfahrene Rennfahrer und wir profitieren von dieser Erfahrung.

Neben der Formel 1 engagiert sich Toyota in keiner anderen Rennserie. Wird es in Zukunft eine Veränderung geben?

Howett: Im Sinne der Toyota Motorsport GmbH sind wir komplett auf den Erfolg in der Formel 1 fixiert und wir lassen uns nicht von diesem Ziel ablenken. Allerdings hat unser Mutterunternehmen, die Toyota Motor Corporation, mit dem Einstieg in die NASCAR Nextel Cup Serie ein bedeutsames, neues Motorsportprojekt in den Vereinigten Staaten begonnen. Dies hat zwar keine Verbindung mit unserem Team in Köln, dennoch wünschen wir ihnen viel Erfolg.

Immer wieder tauchen Gerüchte über ein Tourenwagen Engagement in den Medien auf. Ist für Toyota die Tourenwagen-WM oder die DTM ein Thema?

Diese Gerüchte entstehen zeitweise, aber ihnen fehlt die Grundlage. Das Blickfeld von Toyota Motorsport richtet sich eindeutig auf die Formel 1, unserer Meinung nach die Spitze des Motorsports. Wir haben derzeit keine Pläne, in eine Tourenwagen-Serie einzusteigen, egal ob es nun die WTCC oder die DTM ist.

Im Toyota Modellprogramm gibt es neben dem neuen Yaris TS derzeit kein betont sportliches Modell. Einerseits werben die Hersteller mit der imageträchtigen Formel 1, andererseits ist Toyota eher mit Volumenmodellen auf dem Markt. Ist aus dieser Sicht die Formel 1 nicht eine teure Werbebühne?

Howett: Die Formel 1 gibt Toyota die Gelegenheit, seine Leidenschaft für das Auto einem breiteren Publikum zu vermitteln. Toyota hat den Ruf, solide und zuverlässige Fahrzeuge herzustellen. Aber das Formel 1-Team ist in der Lage, Toyota als ein faszinierendes und dynamisches Unternehmen in einer hart umkämpften Weltmeisterschaft zu präsentieren. Es ist ein teurer Sport, aber ich glaube fest, dass wir eine sehr effiziente Tätigkeit in der Toyota Motorsport GmbH ausführen.

Ist der auf dem Genfer Automobilsalon vorgestellte Lexus IS-F mit seinem 400 PS starken V8-Motor nicht ein idealer Imageträger und auch eine Basis für die Teilnehme im Motorsport?

Howett: Es gibt sehr viele Motorsportkategorien, ganz bestimmt ist der 400 PS starke V8-Motor für den Rennsport verwendbar. Dennoch gibt es keine Pläne für die Toyota Motorsport GmbH, an einem Projekt mit diesem neuen Motor beteiligt zu sein.